Matthias Wolter ist Bäcker. Nach jeder Statistik trifft ihn der Fachkräftemangel schon seit langem und überdurchschnittlich hart. Nur: Matthias hat alle Stellen in seiner Bäckerei besetzt. Und er hat dafür in zehn Jahren seit der Gründung seiner Bäckerei noch keine einzige Stellenanzeige geschaltet, keinen Zettel ins Schaufenster gehängt, erst recht keinen Personalvermittler beauftragt. Mit Eva und Michael diskutiert er seine Erfahrungen.

Sein Geheimnis: In Matthias‘ Bäckerei muss keiner um 2 Uhr in der Backstube stehen. Der erste am Morgen kommt um 6 Uhr, der Rest um 7 Uhr und erst dann öffnet auch die Ladentür. Sonntags und montags ist zu. Und wer seine Semmeln früher will? Der muss zur Konkurrenz gehen, sagt Matthias. Denen ja aber gleichzeitig das Personal fehlt …

Und wann wird der Teig gerührt? Wann die Brote vorbereitet? Das ist wahrscheinlich der spannendste Nebeneffekt von Matthias‘ Strategie: Eigentlich wollte der die Arbeitsbedingungen verbessern – und zusätzlich werden auch noch die Produkte besser. Der Teig entsteht am Vortag; er kann länger ruhen, das Brot wird bekömmlicher und besser.

Die Geschichte geht weiter: Die Backstube ist direkt neben der Ladentür; wer hineinkommt, kann gleich mit den Bäckern über Brot und Teig fachsimpeln. Die Azubis dürfen, nein. Sollen ausprobieren und auch komplexere Themen lernen. In der Berufsschule wundern sie sich dann, was die anderen nur tun dürfen.

Kurzum: Eine kleine, feine Geschichte, die zeigt: Wir haben noch lange nicht alle Register gezogen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Zu Gast: Matthias Wolter, Bäckermeister, Gründer und Inhaber der Brot- und Feinbäckerei Wolter in Rosenheim.


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