Die Versicherungswelt hat im Grunde alles, was sie braucht: Größte Mengen an verfügbaren Daten, digital verfügbar, eine belastbare Vertrauensbasis - die Akteure der Branche könnten den Menschen, ihre Kunden ganzheitlich in den Mittelpunkt stellen. Kommt sie dabei aktuell voran? Nein, sagt Benedikt Kalteier. Die Branche ist immer noch sehr produktgetrieben, vom Risiko getrieben, aber eben nicht vom Kunden.

Benedikt Kalteier hat die Rolle gewechselt, vom Versicherer zum Makler. Er ist der neue CEO von CLARK Deutschland. Selbst bei einem für Branchenverhältnisse jungen Unternehmen ist er damit in der Rolle, gelernte Abläufe zu hinterfragen, sich immer auch ein „Das haben wir schon immer so gemacht“ abzuholen und abzuwägen, welche Veränderungen gleichzeitig realisierbar sind und welche nicht.

Rein formal ist CLARK ein Makler. Hat diese Rolle Zukunft? Benedikt ist davon überzeugt, dass auf Dauer ganz unterschiedliche Vertriebswege in der Versicherungswelt nebeneinander existieren werden. Die Stärke der Makler-Rolle liegt gerade in der Datennutzung. Benedikt betont, wahrscheinlich gar nicht über mehr Daten zu verfügen als ein klassischer Versicherer. Dort liegen die persönlichen Daten allerdings in der Regel in den einzelnen Sparten. Als Makler kann CLARK anders mit Daten umgehen, sie zusammenbringen und eher ein Gesamtbild eines Kunden erzeugen.

Michael und Benedikt diskutieren ausführlich das Thema Transparenz. Ein Mehr an Regulatorik führt schon einmal nicht zu mehr Transparenz, so Benedikt. Die Vielzahl der Papiere bringt uns diesem Ziel nicht näher, bei komplexen Themen wie Altersversorgung sind die Unterlagen in Summe meist nicht nachvollziehbar. Selbst innerhalb einer Versicherers versteht nur eine kleine Minderheit, wie Produkte zum Beispiel der Altersvorsorge wirklich gerechnet sind. Eine heillos intransparente Situation, auch deshalb weil Produkte letztlich selbst intern unverständlich sind. Weniger Schmerz hat Benedikt mit der Transparenz zwischen Versicherer und Makler. Er betont: Wir sollten alle nur Vertriebsvereinbarungen schließen, die wir auch nach draußen zeigen können; wenn wir da zweifeln, sollten wir es nicht tun. Zwar würde er seine Provisionshöhen nicht als einziger offenlegen, aber vor einem Szenario, in dem Provisionen gedeckelt und transparent sind, hat er keine Sorge. Benedikt ist überzeugt: Wenn wir als Industrie glauben, dass es schadet, wenn Kunden erfahren, was der Vertrieb für seine Dienstleistung bekommt, dann haben wir ein noch viel grundsätzlicheres Problem.

Zu Gast: Benedikt Kalteier, CEO von CLARK Deutschland

Philosoph! - der andere Versicherungspodcast bietet Raum für die wirklich wichtigen Fragen der Branche. Zukunftsforscher Michael Carl diskutiert in jeder Folge mit einem Gast über die Zukunft von Versicherung, Versicherungsunternehmen und der Versicherungswelt.

„Philosoph! - der andere Versicherungspodcast“ ist eine Produktion für Sapiens Germany.