Kommen wir eigentlich Vorrang im Kampf gegen Hass und Hetze im Unternehmen? Gerald Hensel gehört zu den Mitgründern von HateAid. Die NGO unterstützt Opfer von Hass im Internet und berät die Politik. Gerald sagt: Unser Umgang mit Hass im Netz ähnelt der Situation des Umweltschutzes in den 50er und 60er Jahren. Schön fand die Umweltsauereien damals auch schon keiner, es galt aber als normal. Inzwischen ziehen wir die Grenzen zu Recht anders. Ähnlich im Netz: Als Gerald vor einigen Jahren selbst Opfer eines Shitstorms wurde, bekam er immer wieder den Rat, sich einfach online nicht zu exponieren. Wer keinen kurzen Rock trägt ... Zum Glück hat sich die Diskussion inzwischen weiterentwickelt.

HateAid treibt Prozesse voran, wie den gegen Meta, der die Mutter von Installationen und Facebook verpflichtet, im Grunde gleichen Beleidigungen und Lügen selbst zu finden und zu löschen. Gerald betont: Eigentlich war das immer ein Unding. Ein Gericht verbietet eine Behauptung, die ein User auf einer grünen Kachel bei Instagram teilt. Dann kommt der nächste und teilt dieselbe Beleidigung auf einer roten Kachel - und darf das? Die Politik der vermeintlich kleinen Schritte ist erfolgreich, so Gerald.

Michael und Gerald sprechen über die aktuelle Protestwelle gegen rechts. Haben wir ein aktualisiertes Bild der Rechten? Viel zu oft, so Gerald, tragen wir immer noch das Bild der Skinheads der 90er im Kopf herum. Das reicht nicht, nicht jeder Nazi sieht so aus. Die Rechten haben sich seither entwickelt, unsere Bilder nicht. Das ist ein Problem.

Was wir brauchen, ist mehr als das Engagement der Politik. Die Unternehmen sind mindestens ebenso gefragt. Wann kommt der erste DAX30-Konzern und positioniert sich nicht nur politisch gegen rechts und die AfD, sondern geht ganz praktisch hin und finanziert einer NGO eine marktgerecht bezahlte Juristenstelle? Oder strategisches Marketing? In keiner Bilanz eines DAX-Konzerns würde sich eine Spur davon finden ....

Und was kommt nach der Protestwelle? Michael und Gerald stimmen schnell überein: Demonstrieren gegen rechts ist sinnvoll und richtig. Aber die Welle wird abebben - und dann? Gerald schlägt vor: Wer etwas tun will, soll heute noch eine Spende an eine integrativ wirkende Organisation tätigen. Besser noch einen Dauerauftrag einrichten. Anschließend NICHT darüber bei LinkedIn schreiben. Es einfach tun und dann mal wieder demonstrieren gehen.

Wir sammeln bei LinkedIn und Instagram Organisationen, an die man hier denken könnte. Du weißt noch eine weitere? Schreib sie dazu. Auf jeden Fall im Rennen, neben HateAid: Sozialhelden von Raul Krauthausen und Sanktionsfrei von Helena Steinhaus. Machen wir unsere Welt ein Stück besser und wirken der Spaltung ganz handfest entgegen.

Zu Gast: Gerald Hensel, Co-Gründer und Managing Partner der Marketing Beratung superspring Marketing Consulting, Co-Gründer der Hatespeech-NGO HateAid