Sebastian ist ein freundlicher, ruhiger Gesprächspartner. Nachdenklich in der Argumentation und ganz offensichtlich gewohnt, komplexe Themen zu durchdenken. Die Ruhe verflüchtigt sich, wenn man auf den Graben zwischen Arm und Reich zu sprechen kommt. Der Graben wird immer tiefer und die beiden Ufer driften immer weiter auseinander. Für Sebastian ist das mehr als nur bedauerlich und moralisch beklagenswert. Es ist eine Überlebensfrage unserer Zivilisation und Lebensform.
Sebastian ist Psychologe und einer der Köpfe von "Neue Narrative", einer Zeitschrift samt Verlag rund um die Zukunft der Arbeit. Zuvor war er Gründer von Blinkist, einem Service, der Sachbücher kurz und prägnant zusammenfasst. Nach seinem Exit hat Sebastian 90% seines Vermögens gemeinnützigen Zwecken übergeben, der Post dazu ging viral. Warum macht jemand so etwas? Und welche Reaktionen erhält er dazu?
Michael und Sebastian diskutieren die Narrative, mit denen wir aufgewachsen sind, und die Frage, wie wir unsere gedanklichen Sinnzusammenhänge entwickeln und verändern können. Bei näherem Hinsehen entpuppen sich viele vermeintliche Wahrheiten als Erzählungen, sprich: Das angeblich Selbstverständliche stellt sich als veränderbar heraus. Wachstum ist solch ein Thema. Oder die Annahme, dass alles irgendwem gehören muss. Warum ist das eigentlich so?
Sebastian bezweifelt, dass das Narrativ "Ich muss mein Vermögen für meine Kinder zurückhalten" in einer nächsten Generation noch viel Anklang findet. Alternative: Warum nutzen wir die großen Vermögen der erheblich Reichen nicht dafür, jetzt sofort und wirksam die Klimakrise zu bekämpfen? Das Vermögen der wenigen hundert Reichsten übersteigt den jährlichen Etat des Bundes um ein Vielfaches. Sebastians doppelte Schlussfolgerung: Bekommen wir die wachsende Ungleichheit und Teilhabe nicht in den Griff, werden wir scheitern - und zwar alle. Zweites Learning: Eigentum verpflichtet. So einfach.
Zu Gast: Sebastian Klein, Co-Founder Blinkist & Neue Narrative | Author "The Loop Approach"
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