Spannend auf so vielen Ebenen: „Katapult“ zeigt, dass es möglich ist, ein Printmagazin erfolgreich auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig ein Lehrstück über Beharrlichkeit, Streitlust und das Zutrauen in die eigene Haltung. Ein Erfahrungsaustausch über die eigenen Grenzen des Wachstums. Bei unserem ersten Aufnahmetermin steckte Benjamin Fredrich, Kopf und Gründer von Katapult, noch in der Ukraine fest. Leider ohne gültigen Reisepass. Aber was sind schon Grenzen? Machen wir halt einen neuen Termin …

Katapult macht das, wovon eine ganze Branche träumt: Ein gedrucktes Magazin, das seine Leser_innen findet und immer mehr Abonnements verkauft. Ein Magazin, das dazu noch nicht den Erkenntnissen von Marktforschung und Marketing folgt, sondern schlicht das ist, was seine Macher für richtig halten. In diesem Fall: Ein Magazin, das wissenschaftliche Studien verständlich übersetzt, transparent mit seinen Quellen umgeht, originelle Grafiken und aufschlussreiche Landkarten bietet.

Wie geht das? Warum kann Katapult das, woran viele in der Medienbranche schlicht verzweifeln? Eine Quelle: Weil sie konsequent das tun, was sie für richtig halten. Eine weitere: Weil sie mit ihren lustigen Postkarten („Orte, die nach Ikea klingen“) auch weit über die eigene Bubble hinaus Aufmerksamkeit erzeugen. Immer wieder bekommen sie das Feedback: Eure Karten sind ja lustig, schade, dass ihr nicht mehr rechts seid. Ja schade, sind sie nicht bei Katapult. Aus ihrer Haltung zu Themen wie Rechter Politik, Klimakrise, Feminismus machen sie zu keinem Zeitpunkt einen Hehl. Und sind – trotzdem oder gerade deswegen – erfolgreich.

Inzwischen haben die Gründer ein ganzes Universum um das Magazin entwickelt: Postkarten, ein eigener Verlag, ein regionales Medium, ein Gebäude mit jeder Menge Land drum herum, eine Redaktion in der Ukraine, nächstes Jahr folgt eine Journalistenschule. Benni sagt: Eine Triebfeder für Wachstum und Entwicklung ist der Streit. Weil sein Verlag nicht bereit war, die Kalkulationen offenzulegen und ihm 50% der Einnahmen zu geben, hat er einen eigenen Verlag gegründet. Dann müssen wir eben selber herausfinden, wie das geht …

Die Ratschläge an den jungen Gründer waren: Geht nach Berlin, nennt das Magazin „Karten“ und zeigt das im Logo. Stattdessen sind sie in Greifswald (ausgerechnet!) geblieben, haben das Magazin „Katapult“ genannt und das Logo ist eine Waffel Eis. Benni würde das Logo am liebsten in jedem Jahr ändern (zu viel Aufwand, sagt das Team) und auch sonst weiter jede Regel brechen. Darum auch das inzwischen große Grundstück in Greifswald: Eine Spielwiese, im wahrsten Sinne ein Lernfeld, wo Katapult Dinge ausprobieren kann. Ist das Modell kopierbar? Auf jeden Fall. Benjamin Fredrich: Vertraut auf das, was ihr wollt und könnt. Und macht.

Timecodes:

Begrüßung

1:46 – Ukraine

6:57 – Entstehung des Magazins Katapult

11:49 – Erfolgsgeschichte

13:47 – USP und DNA

21:24 – Wissenschaftliches Arbeiten

24:36 – Regelbrecher

30:56 – Start-up-Szene

35:15 – In 10 Jahren

Zu Gast in dieser Woche:

Benjamin Fredrich, Gründer und Chefredakteur des Katapult Magazins