Reden wir über Plastik. In dieser Folge wird der Abschied von Öl und Gas in der Industrie ganz praktisch. Wo immer wir um uns schauen, wir sehen Plastik. Wir sitzen oder stehen drauf, halten es in der Hand, kleiden uns damit, kaum ein Gerät kommt ohne aus. Ebenso finden wir es im Wald, im Straßengraben, im Meer – und darüber schließlich auch auf unserem Teller. Das mit dem Plastik in der Umwelt sollten wir als allererstes lassen, sagt Ingemar Bühler. Er leitet den Herstellerverband „Plastics Europe“ in Deutschland und schildert im Podcast seine Vision einer Kreislaufwirtschaft für Kohlenstoff. Ein Gespräch über alternative Rohstoffquellen, Etikettenschwindel und die Mühlen der Genehmigungsverfahren.

Der Reihe nach: Wenn wir eine Chance haben wollen, die Erhitzung des Klimas einzudämmen, müssen Öl und Gas künftig dort bleiben, wo sie heute sind: Unter der Erde. Das hat Folgen für die Energieversorgung, so weit so lautstark diskutiert. Oft übersehen, obwohl im Grunde genauso entscheidend: Das hat ebenso Folgen für die Industrie, die Öl und Gas als Rohstoff nutzt. Die Quelle von Kunststoffen aller Arten. Ohne Kohlenstoff kein Kunststoff.

Hier wird es spannend: Wir alle – Industrie, Produzenten, Kunden – haben uns daran gewöhnt, dass der Kohlenstoff für die Industrie aus fossilen Rohstoffen stammt. Ging auch immer, war verfügbar und günstig. Als wären wir süchtig danach. Einen sachlichen Grund dafür gibt es allerdings kaum. CO2 in der Luft, Kohlenstoff in Pflanzen, Kohlenstoff in vorhandenen Produkten sind ebenso sinnvolle Quellen. Und damit können wir den Schritt zu einer Kreislaufwirtschaft gehen. Kohlenstoff, der immer wieder stofflich genutzt wird, verbleibt im Kreislauf, entlastet die Atmosphäre und hilft uns, die anderen Kohlenstoffe in der Erde zu lassen. Kohlenstoff aus zum Beispiel Stroh ist massenhaft vorhanden und steht nicht einmal in Konkurrenz zur Produktion von Nahrungsmitteln.

Ingemar schildert im Gespräch, wie er die Entwicklung hin zu einer solchen Kreislaufwirtschaft treibt. Sein Ziel: In 20 Jahren sind wir bei 80% plus x kreislaufgeführtem Kohlenstoff. Wie viel davon haben wir schon in zehn Jahren? Da kommt dann die Bürokratie von Genehmigungsprozessen für chemische Anlagen ins Spiel.

Was treibt den Wandel der Industrie? Oder wie Michael fragt: Was unterscheidet diese Vision von den Greenwashing, dem wir allerorten begegnen? Ingemar benennt die Alternative: Schaffen wir diesen Turnaround nicht, wird es keine Kunststoffindustrie mehr geben. Das treibt.

Zu Gast:

Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer der PlasticsEurope Deutschland e.V. (VKE).