Es arbeitet im metallischen Zylinder. Bakterien verarbeiten das, was in der Landwirtschaft übrig geblieben ist. Nebenströme vom Feld, also die Biomasse, die ohnehin anfällt und bislang nicht genutzt wird. Es entstehen Proteine, Bausteine für die Nahrung von Zuchttieren, Haustieren und später einmal auch direkt von uns Menschen. Entwickelt hat das Verfahren MicroHarvest, ein Food-Startup aus Hamburg. Jonathan Roberz ist einer der Gründer. Er sagt: Noch in diesem Jahr wird MicroHarvest mit dem ersten Produkt in nennenswerten Mengen auf den Markt gehen. Perspektivisch will MicroHarvest im Weltmaßstab produzieren. Und perspektivisch bedeutet: Noch in diesem Jahrzehnt.

Der Bedarf an Proteinen wächst. Schnell und deutlich. Gleichzeitig sind unsere üblichen Wege, Proteine zu erzeugen vor allem eines, nämlich unglaublich ineffizient. Das ist noch recht bekannt. Ebenso gravierend, allerdings nicht so stark im öffentlichen Bewusstsein: Unsere Art, Lebensmittel und vor allem Proteine zu erzeugen, ist eine wesentliche Quelle von Treibhausgasen. 25% der weltweiten Emissionen stehen im Kontext der Lebensmittelproduktion. Wenn wir die Klimakrise tatsächlich bremsen wollen, kommen wir gar nicht umhin, Lebensmittelproduktion komplett neu zu denken. Jonathan sagt: Wir brauchen die größte Agrar-Revolution seit 12.000 Jahren, seitdem die Menschheit begonnen hat, sich seßhaft zu machen und Felder zu bestellen.

Sind Bakterienproteine eigentlich vegan? Jedenfalls enthält jedes vegane Lebensmittel große Mengen an Bakterien, ebenso wie unser Körper ohnehin.

Jonathan ist als Ingenieur aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie in die Lebensmittelwelt eingestiegen. Sein Thema: Wie kann ich eine gute Idee so groß machen, dass nicht mal ein wenig Protein entsteht, sondern hunderte Kilo-Tonnen. Er sagt: Der Aufwand lohnt sich: Auf der Fläche eines Fußballfelds kann MicroHarvest täglich die Proteinmenge von 1350 Hühnchen erzeugen. Auch wollte man die entsprechende Menge mit Soja erzeugen, bräuchte es ein Vielfaches der Fläche. Die wir nicht haben. MicroHarvest sieht dabei die unterschiedlichen Quellen nicht in Konkurrenz zueinander. Jonathan betont: Die Aufgabe ist derart groß, dass wir alle Optionen gleichzeitig ziehen müssen.

Zu Gast: Jonathan Roberz, Co-Founder und COO, MicroHarvest