Technologie wird uns ermöglichen, die Welt wieder in Balance zu bringen. Das sagt Rafael Laguna de la Vera. Er ist qua Amt für die wirklich radikalen Neuerungen in Deutschland zuständig. Er leitet die Agentur für Sprunginnovationen in Leipzig: SPRIND. Und er hat gerade ein Buch zum Thema veröffentlich: „Sprunginnovation. Wie wir mit Wissenschaft und Technik die Welt wieder in Balance bekommen“.
Rafael macht sich für einen sehr optimistischen Ansatz stark. Unsere heutige Technologie ist schon gut: Sie hat dazu geführt, dass wir alle erheblich besser leben, dass wir länger leben, dass wir immer mehr werden. Aber unsere Technologie ist nicht gut genug. Sie ist noch nicht in der Lage die Probleme zu lösen, die wir mit der bisherigen Technologie und ihren im Grunde positiven Folgen erst aufgeworfen haben. Was ist die Antwort: Eine Abkehr von Technologie wäre möglich, würde aber nicht das gute Leben der gesamten Menschheit sichern. Also: Innovation. Und damit ist hier nicht die allmähliche Verbesserung der bisher bekannten Prozesse und Lösungen gemeint, sondern der Sprung, das radikal Neue, das die Bahnen des bisherigen Denkens verlässt. In diesem Sinne gilt: Technologie wird die Probleme von Technologie lösen.
Wir leben in innovationsarmen Zeiten. Seit dem Krieg ist in Deutschland keine echte Innovation erdacht und erfolgreich wirtschaftlich umgesetzt worden. Erstaunlicherweise gilt das fast global. Auch in den USA ruht man sich noch auf den Lorbeeren aus den 50ern und 60ern aus. Rafael listet in seinem Buch die wichtigsten Sprunginnovationen der menschlichen Zivilisation auf; das jüngste ist die Entwicklung des Personal Computers Mitte der 70er Jahre.
Dabei haben die USA das Muster vorgegeben, wie Kreativität und Innovation systematisch gefördert werden. Nach dem „Hallo Wach“-Moment des Sputnik-Schocks wurde die DARPA gegründet. Eine Agentur, die früh aufgezeigt hat, was es braucht, um im Auftrag von Staat und Gesellschaft wirklich Neues zu erzeugen: Public-Private-Partnerships, Abnahmegarantien für Produkte, die es (fast) noch nicht gibt und vor allem eine Brücke zwischen der Forschung an Universitäten und der wirtschaftlichen Nutzung von Ideen in der Wirtschaft. Dazwischen können im Zweifel auch zehn Jahre liegen – ohne Gewissheit auf Erfolg im Einzelfall. In den USA ist so das Silicon Valley gewachsen und nebenbei sind Kleinigkeiten wie Mikroprozessoren und das Internet entstanden.
Rafael sagt: Wenn wir kein Risiko eingehen, sind wir schon gescheitert. Pessimismus ist Zeitverschwendung. Angst vor der Zukunft ebenso. Was wir tun müssen, ist, diese Angst in Tatkraft umzuwandeln. Rafael versucht einen Narrativ zu erzeugen, der Optimismus verbreitet. Ein gutes Zeichen ist, wie viele Menschen sich mit Ideen an SPRIND wenden und wie viele sich an den Challenges der Agentur beteiligen. Für die einzelne Innovation gibt es keine Garantie. Aber, so Rafael Laguna, solange wir genug versuchen und lange genug durchhalten, ist der innovative und wirtschaftliche Erfolg kaum zu vermeiden.
Zu Gast in dieser Woche:
Rafael Laguna de la Vera, Gründungsdirektor der Bundesagentur für Sprunginnovation (SPRIND), @rafbuff, @SPRIND, www.sprind.org
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