Die Medizin der Zukunft ist datengetrieben. So weit, so bekannt. Damit wird sie technologisch, denn schon heute stoßen wir immer wieder dort an Grenzen, wo ein Mensch alle Daten eines Patienten überblicken – nun ja: sollte. Geschehen tut es ohnehin viel zu selten. Es ist auch die Eintrittskarte für eine personalisierte Medizin. Medikamente aus dem 3D-Drucker, für den einzelnen, früher einmal „Patient“ genannten Menschen. Letztlich für alle, die wir unser Wohlbefinden von heute auf morgen ein Stück steigern und letztlich sehr viel länger gut leben wollen.

Im Gespräch mit Michael Carl ist Stephan Torke, Apotheker aus Freital bei Dresden. Die Zukunft beginnt in Freital? Nun, sie beginnt immer dort, wo jemand seine Ärmel hochkrempelt und Dinge entscheidend anders macht. In Apotheken empfiehlt sich genau das, schließlich gehen jährlich mehr als 1.000 der 20.000 Apotheken in Deutschland aus dem Markt. Das geht nicht mehr lange gut, die Prognose ist leicht.

Die technologische Entwicklung in Medizin und Gesundheit macht aus einem Apotheker einen Gesundheitscoach, der im Zweifel nur noch nebenbei eine Packung mit Pillen über den Tresen reicht. Hauptsächlich steht er nicht hinter dem Tresen, sondern neben dem Kunden, berät ihn bei der Auswahl der richtigen App und interpretiert mit ihm gemeinsam die Daten des Kunden. Kleiner Schönheitsfehler: Genau das wird bislang nicht vergütet. Eine absurde Situation: Menschen geben kleine und große Vermögen aus, um ihre Gesundheit zu fördern. Kaufen Homöopathika, die keine über den Placebo-Effekt hinausgehende Wirkung haben. Schließen Mitgliedschaften im Fitness-Studio ab, ohne je hinzugehen. Investieren groß in Nahrungsergänzungsmittel. Nur bei demjenigen, der möglicherweise tatsächlich über fundiertes Wissen und anwendbare Informationen verfügt, lösen Menschen nur ein Rezept ein, packen die Apotheken-Umschau dazu und hören bei den Hinweisen zur Einnahme nicht richtig zu.

Gleichzeitig droht die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr zu einer Schere zwischen Krank und Gesund zu werden. Wer es sich leisten kann, investiert in Gesundheit, um sich einen ungesunderen Lebensstil leisten zu können. Die anderen müssen nehmen, was sie kriegen.

Michael Carl und Stephan Torke entwickeln im Gespräch den Plan, eine Art Think Tank mit Apothekern, Medizinern, Händlern, Logistikern, Psychologen und einigen mehr ins Leben zu rufen, um gemeinsam praktische Lösungen für die Apotheke der Zukunft umsetzungsfähig zu entwickeln.

Bonusmaterial: Hier gibt es den Rap von Stephan Torke.

Der Gast dieser Woche:

Stephan Torke, Grund-Apotheke, Freital