Sprechen wir doch endlich einmal über Geld. Genauer: Über das Geld, das die einen im Überfluss haben und die anderen eben nicht. Es gibt in Mitteleuropa einen einfachen Weg, sehr reich zu werden, und das ist: Erben. Und diejenigen, die so den Reichtum kaum oder unversteuert in der Familie halten, haben zugleich die Regel erfunden, dass man über Geld nicht sprechen soll. Sehr praktisch. Wir wissen nicht einmal, wer im Land wie reich ist. Nur bei den Armen, da suchen wir genau und werden schon bei einer zweiten Zahnbürste im Bad misstrauisch. Barbara Blaha, Kopf des Wiener Think Tanks Momentum, beschäftigt sich seit Jahren mit der Schere zwischen Arm und Reich. Sie sagt: Die ungleiche Verteilung von Wohlstand in der Gesellschaft ist inzwischen ein Problem für die Demokratie.
Die veröffentlichte Meinung ist stark geprägt von wenigen sehr reichen Familien, die im Besitz der traditionellen Medienhäuser und Zeitungsverlage sind. Eine Untersuchung des Momentum Instituts hat gezeigt: Während sich die Bevölkerung Österreichs über Jahre deutlich für eine Vermögenssteuer ausgesprochen hat, argumentiert im selben Zeitraum die große Mehrheit der Meinungsstücke in Zeitungen dagegen. Zufall?
Zugleich sind wir nicht besonders gut darin, uns wirklich große Vermögen vorzustellen. Ein kleines Gedankenexperiment: Wer täglich (!) eine Million geschenkt bekommt und behalten kann, der hat erst nach knapp 30 Jahren (!) ein Vermögen von zehn Milliarden aufgebaut. Mit eigener Arbeit geht das nicht. Entsprechend sind wir auch nicht gut darin, die eigenen finanziellen Verhältnisse einzuschätzen. Arme schätzen sich reicher als sie sind; Reiche genau umgekehrt. Ein idealer Nährboden, um breite Angst vor Vermögens- und Erbschaftssteuer zu schaffen. Barbara sagt: Wir brauchen das dringend. Und niemand muss um Omas kleines Häuschen oder seine erste Million fürchten.
Was Barbara schlaflose Nächte bereitet, ist der kaum verhohlene Versuch, konservativer Politiker, die westlichen Demokratien zu illiberalen Demokratien umzubauen. In Österreich ist Sebastian Kurz nur durch Zufall daran gescheitert. in Deutschland sieht sie vergleichbare Bestrebungen. Und es sind gerade die Parteien in der Mitte des Spektrums, die ihr hier Angst machen. Dass die Rechten kein Interesse an demokratischer Tradition haben, kann nicht überraschen. Aber wenn der Diskurs aus der Mitte der Gesellschaft heraus, nach rechts verschoben wird, dann muss uns das Sorgen bereiten, sagt Barbara. Dann verteidigt eine privilegierte Gruppe ihre komfortable Situation auf Kosten der Demokratie.
Dennoch schaut Barbara positiv nach vorn. Wie auch anders? Wir sind zum Optimismus verdammt. Also lassen wir die Hemdsärmel oben und machen uns an die Arbeit.
Zu Gast: Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Institut und des Momentum Kongress, Universitätsrätin der Universität Wien und Mitgründerin des Wiener Balls der Wissenschaften.
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