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Carls Zukunft der Woche Thilo Schöne Friedrich Ebert Stiftung Botswana

Globale Zukünfte 5: Botswana

In der Podcastreihe „Globale Zukünfte“ fragt Michael, ob es Orte auf der Welt gibt, von denen aus sich die großen Krisen unserer Zeit – Klima, Politik, Gesellschaft – neu denken lassen. Fünf Länder auf fünf Kontinenten sollten dafür den Blick weiten.

Die letzte Station führt nach Botswana: ein Land, das viele kaum verorten können – und das gerade deshalb überrascht.

Botswana wirkt wie ein afrikanisches Paradox. Gesprächspartner Thilo Schöne, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Gaborone, beschreibt ein Land, das sich aus bitterer Armut heraus zu Stabilität und relativer Wohlhabenheit manövriert hat – ohne den typischen „Ressourcenfluch“ zu erliegen. Diamanten wurden hier nicht zum Motor von Korruption und Oligarchie, sondern zur Grundlage von Infrastruktur, Bildung und öffentlicher Versorgung. Ein Staatsfonds nach norwegischem Vorbild, ein klug verhandeltes 50-50-Modell mit De Beers und eine politische Elite der ersten Generation, die Entwicklung vor Selbstbereicherung stellte, haben ein seltenes Fenster geöffnet: Rohstoffreichtum als gesellschaftlicher Gewinn.

Dieser Erfolg ruht jedoch auf einer zweiten, tieferen Säule: einer demokratischen Kultur, die älter ist als die koloniale Moderne. Konsenssuche, lokale Versammlungen, Machtteilung zwischen Chiefs und Räten – Botswanas politische Tradition hat demokratische Elemente hervorgebracht, bevor Demokratie zum Exportbegriff wurde. Streit wird hier nicht als Sieg der Mehrheit über eine Minderheit gedacht, sondern als gemeinsames „talk it out“ bis eine Lösung tragfähig ist. Das Ergebnis ist ein Land, das nach außen ruhig wirkt: wenig Aggression im öffentlichen Raum, hohe Toleranz im politischen Wettbewerb, eine fast unaufgeregte Normalität des Zusammenlebens.

Gleichzeitig steht Botswana heute an einer Schwelle. Die Abhängigkeit von Diamanten wird zur gefährlichen Einseitigkeit, seit der Weltmarkt schwächelt. Vor allem junge Menschen spüren das als Zukunftskrise: „Jobs, Jobs, Jobs“ ist der Ruf einer Generation, die auf Teilhabe wartet. Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit und ein wachsender Frust, der sich nicht in Straßenprotesten entlädt, sondern nach innen kippt – in Depression, Alkoholismus, Gewalt. Hinter dem Bild des „Juwels“ liegen Wunden, die lange übersehen wurden. Gerade hier wird Zukunft zur Frage, ob das Land seine eigene Erfolgsgeschichte modernisieren kann.

Botswana ist damit kein idyllischer Ausnahmefall, sondern ein Lernraum. Ein Land, das zeigt, dass demokratischer Fortschritt möglich ist – und dass Stabilität immer wieder neu erfunden werden muss. Die Bereitschaft zur Reform, die neue Regierung und starke zivilgesellschaftliche Kräfte jetzt sichtbar machen, wirkt wie ein Angebot an uns alle: Institutionen nicht nur zu verteidigen, sondern mutig zu erneuern, bevor sie brüchig werden.

Zu Gast:

Thilo Schöne, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung Botswana

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