Anja schildert, wie durchaus noch eine Klimarhetorik zu hören ist. Die Dynamik entsteht allerdings an anderer Stelle. Staaten, die eher wenig mit Demokratie zu tun haben, zeigen sich viel schneller, das Thema CO2-Neutralität in den Riff zu bekommen. Warum? Weil es sich lohnt. Erfolgreicher Klimaschutz veredelt den fossilen Reichtum weiter.
Eine Stimme, die auf der COP immer wieder zu hören ist: Die Pläne sind eigentlich bereit, aber niemand setzt sie um. Auf ersten Blick scheint es: Die einen reden, die anderen handeln. Zweiter, genauerer Blick: Der Handlungsimpuls derer, die reden, ist so uneinheitlich, dass sich andere Innovationen entwickeln, die nicht unbedingt mit der eigentlich Klimabotschaft verknüpft sind. Ein Schelm, wer nicht an die gerade geplatzte Berliner Koalition denkt, denn auch wenn die Ampel gescheitert ist: Das Gespräch müssen wir trotzdem weiter führen. Genau dieses Gespräch.
Das Setting der COP findet vor der Kulisse Bakus statt. Der Reichtum aus Öl ist mit Händen zu greifen und damit auch das Versprechen auf Reichtum für viele. Anja fragt: Müssen wir moralisch sauberen Leute uns auch mal dreckig machen? Den Mut haben zu weniger moralischer Reinheit, zu mehr Pragmatismus, wissend, dass keine widerspruchsfreien Lösungen kommen werden.
Wer trifft sich eigentlich in Baku? Die US-Amerikaner sind abwesend. Kaum ein europäisches Unternehmen präsentiert sich. Die Entwicklungen vollziehen sich anderswo. Noch einmal: Sollen wir die moralische Nase rümpfen oder werden wir jetzt die pragmatischen Copycats, die Beispiele aufnehmen, nachahmen und verbessern? Eine schwierige Perspektive, angesichts der abgelaufenen Zeit. Die Inselstaaten haben erneut Alarm geschlagen: Unsere Länder verschwinden. Haben wir Europäer mehr Zeit - oder glauben wir das nur? Es bleibt als Learning der Konferenz: Zeit hat, wer etwas tut.
Zu Gast: Anja Mutschler, Wissenschaftskommunikatorin, Gründerin und Managing Director von 20blue
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